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Expressives Schreiben: den bösen Geistern eine Stimme geben

Die Auseinandersetzung mit Symptomen und Erlebnissen. Der folgende Text ist zitiert von Seite 223 aus dem Buch „Therapeutisches Schreiben“ von M. Gräßer, D. Martinschledde und E. Hovermann, erschienen im Belz Verlag.



Wahrscheinlich kennen Sie die von James Pennebaker bereits in den 1980er Jahren entwickelte Schreibintervention des »expressiven Schreibens«. Diese Methode dient der Bewältigung von emotionalen Belastungen und Traumata und stärkt gleichzeitig die allgemeine Resilienz.


Die ersten Studienergebnisse waren damals sehr positiv und haben nach der Veröffentlichung das Interesse an Schreibinterventionen enorm gesteigert (vgl. Pennebaker, 2004). Mittlerweile gibt es weit über 150 publizierte Studien zum expressiven Schreiben, die zahlreiche weitere positive Auswirkungen von Schreibinterventionen belegen konnten. Somit zählt das expressive Schreiben zu den wohl am besten erforschten schreibtherapeutischen Interventionen.


Wirksamkeit des expressiven Schreibens


In den verschiedensten Studien und Meta-Analysen wird tendenziell eine positive Gesamtwirkung des expressiven Schreibens auf die körperliche und psychische Gesundheit festgestellt (vgl. Maercker & Forstmeier, 2012). So scheinen die positiven Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit sogar noch stärker als auf die psychische Gesundheit zu sein (Frisina et al., 2004).


Studien zeigen die folgenden Ergebnisse bei den körperlichen Auswirkungen: So wurden signifikant weniger Arztbesuche in den Monaten nach der Schreibintervention gezählt (Pennebaker & Beall, 1986; Pennebaker et al., 1988; Pennebaker & Francis, 1996; King & Miner, 2000), eine bessere Funktion des Immunsystems wurde festgestellt (Lepore & Smyth, 2002; Pennebaker & Graybeal, 2001; Sloan & Marx, 2004a). Ebenfalls wurde eine blutdrucksenkende Wirkung bei Patienten mit hohem Blutdruck erkannt, die sogar noch vier Monate nach der Intervention nachweisbar war (Davidson et al., 2002).


Zur psychischen Gesundheit gab es ebenfalls eine Reihe von signifikanten Ergebnissen: So wurden bessere Studienleistungen (Pennebaker & Francis, 1996; Cameron & Nicholls, 1998), weniger Fehltage bei der Arbeit (Francis & Pennebaker, 1992) und eine bessere soziale Integration (Pennebaker & Graybeal, 2001) sowie ein verbessertes psychisches Wohlbefinden nachgewiesen (Park & Blumberg, 2002). Ebenfalls wurde in einer Studie die Abnahme depressiver Symptome festgestellt (Lepore, 1997).


Das therapeutische Schreiben hat sich als wirksames Mittel in die moderne Psychotherapie und Behandlung von schwerkranken Menschen integriert. So hat sich mittlerweile der Satz »Schreiben als Therapie« eingebürgert, immer mehr Fachleute haben die positiven Effekte des Schreibens erkannt und nutzen diese für eine effektivere und intensivere Arbeit mit ihren Patientinnen.

Besonders geeignet ist diese Methode bei Menschen, die durch ihre Krankheit den Bezug zu ihrem Körper und ihren Gefühlen verloren haben. Durch das Schreiben werden die Patientinnen dazu angeregt, sich noch intensiver mit ihrem eigenen Handeln und Leben zu beschäftigen. Häufig sammeln sie dabei wichtige Erkenntnisse über die Ursachen und Motive ihres Handels und den Zusammenhang zur eigenen Krankheit. Die Reflexion der eigenen Gefühle und Gedanken hilft ihnen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren, anzupassen, zu verändern und/oder besser zu kontrollieren. In der Praxis berichten viele Patientinnen auch darüber, dass sie mit Hilfe des Schreibens Hemmungen, Scham und Blockaden beseitigen konnten, die ihnen bisher im Weg waren, wenn sie über ihre Probleme und Gefühle reden wollten. Selbstreflektierendes Schreiben hilft.

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