Das leere Blatt - Eine Schreibblockade
- peter raffalt
- 18. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Wir kennen es alle: Dieses eine leere Blatt Papier, das geduldig wartet, bis endlich der erste Satz kommt. Aber der kommt nicht. Egal ob Schriftstellerin, Tagebuchschreibende, Verfasser eines Liebesbriefes, Redenschreiber oder auch nur jene, die um des Schreibens willen schreiben – ob Studierende, Journalistinnen, Bloggerinnen oder Autoren: Jeder kennt das Gefühl. Das leere Blatt hypnotisiert, starrt uns an und der Kopf bleibt plötzlich leer. Sämtliche Inspirationen für den ersten Satz bleiben aus. Keine Idee, kein Anfang, nichts. Stattdessen flüchtet man sich in Vermeidungshandlungen, räumt die Wohnung auf, wäscht die Wäsche oder Ähnliches. Vor allem Menschen, die noch unerfahren im Bereich des Schreibens sind, verlieren so schon vor dem ersten Schritt den Mut.

Überwinden von Schreibblockaden
Schreibblockaden können relativ leicht überwunden werden. Es geht nicht darum, von Anfang an den perfekten Text zu formulieren, sondern zunächst darum, die eigenen Ansprüche herunterzuschrauben. Das selbstreflektierende Schreiben bietet viele Möglichkeiten und Hilfestellungen, um den „inneren Kritiker“, der einen am Schreiben hindert, zum Schweigen zu bringen – Hilfestellungen, um in einen kreativen Prozess einzutauchen, ganz gleich, um welche Art von Text es sich handelt. Vor allem dann, wenn man um des Schreibens willen schreibt – wenn man Texte verfasst, die für niemanden außer für einen selbst bestimmt sind.
Resignieren oder weitermachen?
Man sollte beim Schreiben nie zu früh resignieren, denn Schreiben entlastet. Sobald ein Gedanke, ein belastendes Problem oder etwas Erlebtes aufgeschrieben wird, fühlt man sich erleichtert. Schreiben versetzt – sofern man Freude an der Sprache hat – in eine entspannte Konzentration. Die Sprache des Unbewussten fließt in den Schreibprozess ein. Sie bildet einen geschützten Raum, in dem Erlebnisse, Gedanken und Gefühle des Schreibenden aus einem neuen Blickwinkel reflektiert werden können.
Wir erinnern uns, durch die Erinnerung wiederholen wir und in der Wiederholung arbeiten wir das Erlebte erneut durch und bringen es verwandelt, aus neuer Sicht, aufs Papier – und lösen es so aus unserem verborgenen Seelenleben. Dadurch erhalten wir ein tieferes Verständnis unseres Denkens und unseres Gefühlslebens. Schreiben erleichtert die Seele.
Mag sein, dass das altmodisch klingt – aber genau das ist das Schöne daran: Wer schreibt und liest, erlebt intensiver.
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