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„Baum“ versus „tree“ oder „ki“

Kleine Laute, große Wirkung.



Wenn man die menschliche Sprache genauer ins Auge fasst, wird einem bewusst, wie sehr unser Wesen und seine Bedeutung mit ihr zusammenhängen. Die Sprache ist ein wesentlicher Träger unseres gesamten Innenlebens in der Kommunikation nach außen. Wir teilen unsere Gedanken, unsere Gefühle und Willensabsichten den Mitmenschen zu einem großen Teil durch die Sprache mit und wir verbinden uns dadurch mit ihnen und treten mit denselben durch die Sprache in einen Austausch. Sie, die Sprache ist sozusagen ein Mittel der Erweiterungsfähigkeit unserer Persönlichkeit, eine Möglichkeit, uns selbst durch sie in die soziale Umwelt auszuweiten. Wir prägen der Außenwelt durch die Sprache unseren individuellen Stempel auf.

 

Andererseits prägt aber auch die Sprache unserm Innenleben ihren Stempel auf. Sie formt uns entscheidend. Denn die Sprache, in die wir hineingestellt sind, gibt uns eine gewisse Denkrichtung vor.


Wir sind in Bezug auf unser Denken geprägt durch die Sprache!


Im Denken sind wir abhängig von ihr. Wir wissen alle, wie kompliziert es sein kann, Gefühle oder Gedanken sprachlich zum Ausdruck zu bringen. Wie schwer es ist, eine Begriffswelt aufzubauen, welche über das hinausreicht, was die Worte unserer Sprache hergeben. Deutlich wird das vor allem bei Übersetzungen qualitativ hochwertiger Inhalte von einer Sprache in eine andere. Oft lässt sich das, was in der Originalsprache auf den Punkt beschrieben ist, in einer anderen Sprache lediglich be- oder umschreiben.

 

Daraus kann man schließen, dass gewisse Charaktereigenschaften eines Volkes, das eine gemeinsame Sprache spricht, zum Teil von seiner Sprache abhängig ist. Aus der Konfiguration der Sprache, die ein Volk gemeinsam spricht, kann man mancherlei entnehmen in Bezug auf gedankliche und empfindungsmäßige Eigenschaften dieses Volkes.


"Baum" versus "tree"


Nehmen wir das Beispiel Baum aus der deutschen Sprache. Im Englischen ist es tree, in Frankreich arbre, in Spanien arbol, im Japanischen ki usw. Versuchen wir den gedanklichen Inhalt des Wortes in den Hintergrund zu stellen und hören wir ausschließlich auf die Laute, den musikalischen und plastischen Klang der Laute und stellen uns aus der Plastizität dieser Laute die Bedeutung des Wortes vor, so sind es grundverschiedene Bilder, die in unserer Fantasie auftauchen.

 

Das „B“ ist rund, bewahrend, das „AU“ drückt etwas Allumfassendes, Schützendes aus, man denke an das „AUM“ in der östlichen Philosophie und das „M“ ist zärtlich, mild, siehe z. B. das erste Wort, das uns in der deutschen Sprache über die Lippen kommt: MAMA. Man imaginiert eher eine Laubbaum, eine Linde, eine Eiche oder Buche, weniger eine Fichte oder Tanne. Die assoziiert man allerdings bei „tree“. Das Grade, Ernste des „T“, das aktive „R“ und die beiden „EE“, die als „I“ gesprochen werden, zielgerichtet, aufrecht.

 

Wenn man diese beiden Bespiele miteinander vergleicht, wird deutlich, dass je nach Sprache im inneren Erleben unterschiedliche Vorstellungen und Empfindungen wachgerufen werden. Schauen Sie sich auch die drei anderen angeführten Beispiele genauer an.

 

Freilich, im täglichen Umgang wird man sich dessen nicht bewusst. Aber es lohnt sich, beseelt auf die Bedeutung einzelner Laute, auf die innere, plastische Aussagekraft unserer Worte zu lauschen.


Lust zu experimentieren? Sprache erkunden und neu erleben. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

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